Die mutmaßlichen Attentäter von Paris wurden gestern am frühen Abend von französischen Sicherheitskräften angeblich liquidiert, nachdem sie über zwei Tage lang von sage und schreibe 88.000(!) Polizisten gejagt wurden. Die mutmaßliche Geisel konnte allerdings unverletzt befreit werden. Zeitgleich zum angeblichen Zugriff 40 km nordöstlich von Paris, griff die Polizei auch in Paris selbst ein und beendete dort eine angebliche Geiselnahme durch einen angeblichen Bekannten der mutmaßlichen „Charlie Hebdo“-Attentäter, und tötete angeblich ihn und vier Geiseln. Seine angebliche Komplizin, die auf dem verbreiteten Bild alles andere als „islamistisch“ aussieht (z.B. trägt sie keinen Schleier), soll entkommen und nun auf der Flucht sein.
In der Zwischenzeit meldeten vereinzelte Medien, dass sich ein französischer Polizeibeamter, der wohl leitend an den Ermittlungen des Charlie Hebdo Attentats beteiligt war, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in seinem Büro mit seiner Dienstwaffe das Leben genommen haben soll (Zufall?). Der 45-jährige soll an Depressionen gelitten haben. Über den angeblichen Geiselnehmer von Paris, Amedy Coulibaly, wird inzwischen bekannt, dass er wohl mehrmals im Gefängnis einsaß, dort angeblich zum Islam konvertierte (das übliche Bild eines verbrecherischen Konvertiten wird verbreitet) und sich dort auch radikalisiert haben soll. Außerdem soll er dem ehemaligen französischen Präsidenten Sarkozy auch mal die Hand geschüttelt haben.
Wer gestern den ganzen Tag mal den Fernseher laufen ließ, der musste den Eindruck bekommen, dass alles feststeht. Man denke sich meine zich „angeblich“ und „mutmaßlich“ weg, und man hat die offizielle Version des gesamten Geschehens. Aus, basta, so war es, und das haben jetzt alle so hinzunehmen. Alles, was jetzt noch kommt, wird diese offizielle Version bestätigen.
Für zu viele vielleicht schon, für genug andere aber nicht. Und so überschlagen sich im Netz die Spekulationen über die mutmaßlichen Täter und Hintermänner, die Motive und Ziele. Daran will ich mich jetzt in dieser Form nicht beteiligen, zumal ich laut Jürgen Elsässer wohl nur zu den „Hobby-Detektiven“ gehöre. Aber Herr Elsässer, bei allem Respekt vor Ihrer Erfahrung in anderen Fällen, diese nützt ihnen nichts, wenn ihr ideologischer Hintergrund immer fragwürdiger wird, und sie aufhören die richtigen Fragen zu stellen. Denn es kommt nicht nur auf Wissen an, sondern vor allem auch auf das, was man nicht weiß. Und im Falle des Charlie Hebdo- Attentats wissen wir eigentlich und uneigentlich gar nichts. Was wir von den Mainstream-Medien seit drei Tagen aufgetischt bekommen, ist deren Version, also die Version der imperialistischen Kapitalisten und Zionisten. So wie schon bei 9/11 und einigen Ereignissen davor und vielen Ereignissen danach. Ken Jebsen hat dies gut zusammengefasst unter dem Titel „Pech & Schwefel“.
Damit keine Missverständnisse aufkommen – sowohl Anschlag auf „Charlie Hebdo“ als auch die angebliche gestrige Geiselnahme sind aufs Schärfste zu verurteilen, und durch nichts rechtzufertigen. Das sollte für jeden vernünftigen Menschen feststehen. Und es ist auch nicht so, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass tatsächlich salafistische Terroristen, oder gar zwei durchgeknallte salafistische Brüder und deren Bekannte als Alleintäter für diese Verbrechen verantwortlich sind. Im Gegenteil, die Verbrechen u.a. in Syrien und in Irak zeigen, dass solchen Kranken alles zuzutrauen ist.
Es muss aber erlaubt sein, Fragen zu stellen, Fragen, die Mainstreamjournalisten schon lange nicht mehr stellen.
Da wäre die Frage, woher die Attentäter wussten, dass die Redaktion von „Charlie Hebdo“ sich an diesem Tag zu einer ihrer geheimen Redaktionssitzungen trafen, bei der alle dabei sind. Hierüber soll nur ein enger Personenkreis Bescheid gewusst haben.
Auf wen ist eigentlich das Auto angemeldet, das die Attentäter bei der Tat benutzten? Oder war es gestohlen? Falsche Nummernschilder?
Was hat es mit der angeblichen Ermordung des am Boden liegenden Polizisten, der wie sich später herausstellte Muslim sein soll, auf sich? Ist es nicht rein physikalisch so, dass bei einem ein Kopfschuss aus nächster Nähe mit einem Maschinengewehr vom Kopf des Opfers nicht viel übrig bleibt, und das Blut nur so raus schießt (ich entschuldige mich für diese Ausdrucksweise, aber noch rücksichtsvoller vermag ich es nicht auszudrücken)? Nichts hiervon ist in dem bekannten Video zu sehen.
Unter der Annahme, dass in dem besagten Auto ein Ausweis von einem der mutmaßlichen Täter lag, wie schloss man hieraus auf den zweiten mutmaßlichen Attentäter? Man bedenke, dass gestern verbreitet wurde, dass die Polizei sich über die Täterschaft absolut sicher sei. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, in einem angeblichen Rechtsstaat soll die Täterschaft der eigentlich Verdächtigen bereits in der Anfangsphase der Ermittlungen feststehen, ohne tiefere Ermittlungen, ohne wirkliche Beweise, ohne Anklage, ohne Gerichtsprozess, ohne die Möglichkeit sich als Verdächtiger selbst dazu zu äußeren, ohne Urteil. Und wieso denkt offensichtlich niemand daran mal die Frage zu stellen, ob dieser Ausweis, sofern er tatsächlich im Auto lag, eine Falle war, der gefunden werden sollte, um von den wahren Tätern und auch Hintermännern abzulenken? Wer gibt uns diese Gewissheit?
Was hat es mit dem angeblich dritten Attentäter auf sich, der sich kurze Zeit später zur Aufklärung bei der Polizei meldete? Welche Rolle soll er spielen?
Mussten alle mutmaßlichen Terroristen tatsächlich getötet werden? Wer gibt uns denn die Gewissheit, dass es in der Druckerei, wo die mutmaßlichen Terroristen von der Polizei getötet worden sein sollen tatsächlich bewaffnet waren, und dass es tatsächlich eine Geiselnahme gab? Können wir mit Sicherheit sagen, dass es genauso war, wie die Medien es uns weiß machen wollen? Immerhin gab es keinerlei Fenster, und die Polizei sorgte auch dafür, dass Kamerateams ja nicht zu nahe an das Gebäude herankamen, forderte sogar ab einem bestimmten Zeitpunkt auf nicht mehr zu filmen (so zumindest die Meldung auf N24). Und in was für einem Rechtsstaat leben wir eigentlich, in dem die Medien sich eine Liquidierung der mutmaßlichen Attentäter quasi herbeisehnen, versehen mit dem Hinweis, dass diese sich angeblich das „Märtyrium“ wünschen würden. Sollte es in einem funktionierenden Rechtsstaat nicht so sein, dass die Polizei mit allen Mitteln versuchen muss auch einen mutmaßlichen Terroristen nicht zu töten, vor allem auch damit ihm der Prozess gemacht werden kann? Oder will man gar nicht, dass die angeblichen Terroristen sich äußern, gar verteidigen?
Und warum jetzt? Warum ein solches Attentat zum jetzigen Zeitpunkt? Interessantes hierzu liefert Yavuz Özoguz vom Muslim-Markt, der gar von einem Anschlag auf den Islam spricht.
Weitere wohl interessante Fragen stellte auch „Alles Schall und Rauch“.
Auffällig in der Berichterstattung sämtlicher Mainstreammedien ist u.a. der Versuch die mutmaßlichen Attentäter nicht als „Syrien-Rückkehrer“ darzustellen. Der eine soll im Jemen ausgebildet worden sein, und der andere soll sich in Frankreich radikalisiert haben, und nach Aussagen seines Anwaltes aufgrund einer Verurteilung froh gewesen sein, hierdurch an einer Ausreise nach Syrien gehindert worden zu sein. Würde mich überhaupt nicht wundern, wenn diese Desinfos alle gezielt von der französischen Regierung verbreitet werden, damit ja niemand auf die Idee kommt die Unterstützung Frankreichs von Terroristen à la ISIS, Al Qaida, Al Nusra, FSA und Co in Lybien und in Syrien und deren Auswirkungen auf die innenpolitische Lage in Frankreich zu hinterfragen.
Bezüglich französischer Regierung stellt sich mir noch die Frage, weshalb der französische Präsident in dieser Situation eine rechtsextreme Politikerin namens Marie Le Pen im Elysée Palast empfängt und ihr den Hof macht? Ist das die Botschaft, die vor allem an die Muslime in Frankreich und in Europa gesandt werden soll? In dieser Krisensituation arbeiten wir auch mit den Rechten zusammen, weil sie schon immer gewusst haben, dass Muslime die Bösen sind?
Meiner hier abschließenden Ansicht nach stinken sowohl das Attentat vom Mittwoch, wie auch die gesamte angebliche Verfolgungsjagd, die absolut einseitigen Ermittlungen der französischen Sicherheitsbehörden, die gestrige Geiselnahme, die jeweiligen Beendigungen der Verbrechen und die absolut einseitige Medienberichterstattung zum Himmel.
Unabhängig davon, wer die tatsächlichen Drahtzieher dieser Verbrechen sind, was wir so schnell wohl nicht erfahren werden, steht eines fest: Hass gegenüber Islam und Muslimen, Angst vor ihnen und Übergriffe auf uns und unsere Einrichtungen werden zunehmen. Viele Muslime lassen sich geradezu dazu drängen sich zu distanzieren und immer wieder darauf hinzuweisen, dass der Islam nichts mit einem solchen Verbrechen zu tun hat. Die Muslime geraten noch mehr in die Defensive, sollen sich rechtfertigen, sollen ja nicht agieren oder sich zu anderen Themen äußern, denn der Umstand, dass sie muslimisch sind, erlaubt ihnen lediglich sich zu „islamspezifischen“ Themen zu äußern. Es liegt nicht fern anzunehmen, dass genau dies gewollt ist. Und genau hier müssen Ermittlungen beginnen – bei der Frage, wer von einem Verbrechen profitiert.
Achja, nur so nebenbei – bei einem Anschlag der salafistisch-terroristischen Gruppe Boko Haram sind in Nigeria am Mittwoch/Donnerstag wohl 2000 Menschen getötet worden. 2000 Terroropfer in Nigeria bei einem Anschlag, und die Menschen hier schreiben „Je suis Charlie“…
Euer Ali