„America first“ – so lautet der Slogan des amtierenden „Führers“ der westlichen Welt, Donald Trump. Zuerst wir, dann die anderen. Das ist Kapitalismus pur. Christliche Nächstenliebe? Das ist nicht modern. Das Christentum oder das sog. jüdisch-christliche Erbe wird als Parole nur aus dem verstaubten Archiv des religiösen Gewissens des Westens herausgekramt, wenn Islam, Muslime und Scharia wieder als böse Antagonisten herhalten müssen. Modern ist daher Egoismus.
Ist Trump mit diesem Credo ein Vorreiter? Nein, mitnichten. Er ist die Spitze des Eisberges. „Brexit“ ist das gleiche in Grün – zuerst die Briten, dann die anderen, also raus aus der EU. Und andere Länder sollen dem folgen, darunter Frankreich, Holland, und vielleicht auch Deutschland. Was steckt dahinter? In erster Linie Angst. Angst vor Verlust, Verlust von materiellem Wohlstand. Aber auch eine gewaltige Portion Arroganz und sehr viel Überheblichkeit. Wahrlich nicht die Tugenden, die der humanistische Westen vorgibt in der Welt verbreiten zu wollen.
„America first“ ist ein arroganter, überheblicher Spruch, der sagen soll, dass das eigene Land, die Gesellschaft in der man selbst lebt, man selbst zuerst an der Reihe ist, zuerst profitieren soll, zu erst im Wohlstand erblühen soll. Wir zuerst heißt, irgendwann, irgendwo ganz in hintern der Reihe, nach uns vielleicht die anderen. Vielleicht deshalb, weil man mit „wir zuerst“ oder „ich zuerst“ immer legitimieren kann niemals etwas teilen zu müssen bzw. zu können, allenfalls Reste oder Abfall. Dieser neue (oder alte?) „american way of life“ wird nahezu satirisch verbildlicht durch einen Präsidenten der USA, der dämlicher, narzisstischer, überheblicher, arroganter, raffgieriger, kapitalistischer, areligiöser, aber auch ängstlicher, ja psychopatischer nicht sein könnte. „Besser“ gehts nicht. Ihm zur Seite steht eine Frau, die jede Schändlichkeit des westlichen Frauenbilds auch nicht besser hätte verkörpern können – ein ehemaliges Modell, offensichtlich mehrfach im Gesicht, und vermutlich noch an anderen Körperregionen „schönheits“-operiert, nicht sonderlich gebildet, aber gerissen genug sich einen alten reichen Mann zu angeln. Die deutsche Show „Bachelor“ wirkt dagegen wie ein Anfängerkurs für Frauen, deren Mentorin Melania Trump sein könnte. Willkommen im Westen, in dem Sklaverei offiziell verboten ist, Frauen aber Objekte und Ware sind, willkommen im Zeitalter der Gleichberechtigung und der Unantastbarkeit der Würde des Menschen.
Muslime in aller Welt gedenken dieser Tage hingegen des Märtyriums und Leids einer Frau, die in ihren nächtlichen Bittgebeten für alle Menschen ihrer Stadt betete, obwohl ihr nicht alle wohlgesonnen waren. Sie betete für die Gläubigen, für die Armen, die Unterdrückten, die Waisen, die Kranken, die Witwen, die Fernen, die Nachbarn, die Weggefährten, die Nachbarn. Auf die Frage einer ihrer Söhne, ob sie denn nur für die anderen betet und nicht auch für sich? Antwortete sie mit dem von ihr berühmt gewordenen Satz „Zuerst der Nachbar, dann das eigene Haus“, sinngemäß zuerst die anderen, dann man selbst. Ein entscheidendes historisches Gegenbeispiel zu „America first“. Und das von einer muslimischen Frau im 7. Jahrhundert nach Christus, also in der Zeit des tiefsten europäischen Mittelalters.
Wer war diese so weise und selbstlose Frau? Es war niemand geringeres als diejenige, über die einer ihrer Urenkel sagte: „Wir sind das Argument Gottes gegen die Menschen, und sie ist Gottes Argument gegen uns (Imame). Ihr Vater sagte über sie: „Sie ist ein Teil von mir.“ Oder auch „Ihre Zufriedenheit ist die Zufriedenheit Gottes, und ihr Zorn ist der Zorn Gottes.“ Sie ist bekannt unter den Titeln „Mutter ihres Vaters“, „die Blüte“, „Fürstin aller Frauen“, die erste Frau, die ins Paradies eintreten wird, „eine menschliche Paradiesfrau“, die Tochter des Gesandten Gottes, Ehefrau des ersten Imam nach dem Gesandten Gottes und Mutter der Imame. Sie ist Fatima-az-Zahra, Tochter von Prophet Muhammad und Sayyeda Chadischda, der ersten Muslima, Ehefrau von Imam Ali, Mutter von Imam Hassan, Imam Hussein und Sayyeda Zeinab, Großmutter der nachfolgenden Imame aus der Nachkommenschaft von Imam Hussein.
Diese Frau hat mit einem so kurzem Satz eine moralische Denkschule errichtet, die geeignet ist das Imperium der Arroganz zu stürzen. „Erst die anderen, dann man selbst“ ist Sinnbild der Nächstenliebe, der Aufopferung und Selbstlosigkeit. Es ist ein Lebensmotto, eine Lebensweise, es ist die Essenz der islamischen Lehre, denn für nichts anderes wurde der Menschen erschaffen außer zu dienen – „wir haben die Dschinn und die Menschen für nichts erschaffen außer dass sie (Mir) dienen“, sagt Gott im Quran. In welcher Form dient man Gott am besten? In dem man seinen Geschöpfen dient, dient im Sinne von nützlich ist, dient im Sinne von Hilfestellung, Erleichterung, Verzicht, Geben („die beste Hand ist die Gebende“), Liebe. Dies hat Fatima Zahra zusammen mit ihrer Familie vorgelebt. Einer ihrer Titel ist auch „Al Kauthar“ – die Überfülle, oder auch die Vervielfältigung. Zu ihren Ehren wurde die gleichnamige Sure im Quran herabgesandt. Es ist die kürzeste Sure des Quran, aber sie durch diese Prägnanz eine inhatliche und spirituelle Überfülle, wie kaum eine andere Sure. Die lebende al Kauthar hatte Liebe in Überfülle für die Menschen zu geben, auch wenn ihr, insbesondere in den letzten Tagen ihres Lebens, nur Hass entegenströmte. Sie ist gelebte Nächstenliebe, gelebte Selbstlosigkeit. Hiervon zeugt auch die im Quran in der Sure „der Mensch“ aufgegriffene Begebenheit von der Speisung des Bedürftigen, des Waisen und des befreiten Gefangenen. Imam Hassan und Imam Hussein waren krank. Als Gelübde für die Heilung der beiden Kinder beschlossen Imam Ali und Sayyeda Fatima drei Tage zu fasten. Drei Tage hintereinande klopfte es zur Zeit des Fastenbrechens an die Tür dieser heiligen Familie, und jeweils war es ein Bedürftiger, ein Waise und ein befreiter Gefangener, der um eine Spende bat. Jedes Mal gaben sie ihm ihr Mahl zum Fastenbrechen, ein bescheidenes Mahl, aber sie gaben alles, und ließen für sich, trotz der Krankheit ihrer Kinder nur ein wenig Wasser bzw. Milch übrig. Hierfür wollten sie weder „einen Preis noch einen Dank“, und damit krönten sie diese Selbstlosigkeit mit weiterer Demut vor Gott, denn von Menschen hat man nichts zu erwarten, wenn man sie unterstützt, es ist Gott der gibt, deswegen erklärten sie auch „wahrlich wir speisen euch um Gottes Angesicht Willen“. Selbst als sie beim Angriff ihres Hauses an die Tür ging und das Leid ertrug, das ihr von den Angreifern zugefügt wurde, verteidigte und ertrug sie nicht für sich, sondern für den Imam ihrer Zeit, für die Gläubigen, für die gesamte islamische Gemeinschaft. Auch die ihr zustehende Oase Fadak forderte sie nicht heraus, weil sie diese für ihren persönlichen Wohlstand nutzen wollte, sondern weil sie diese dem Imam ihrer Zeit zur Versorgung der Muslime zur Verfügung stellen wollte. Das ist Fatima Zahra, wie sie die Geschichte kennt, und wie sie die Zukunft noch mehr kennenlernen wird. Wird Zeit unser Denken und Handeln im Angesicht dieses Vorbilds der Selbstlosigkeit und Aufopferung zu überdenken.
Dieser einer Satz einer muslimischen Frau, der heiligsten aller Frauen, „Erst die anderen, dann man selbst“, hat das Potenzial die gesamte Welt aus dem Sumpf und Schmutz ihrer moralischen Verdorbenheit zu erretten und zu neuem Leben zu erwecken. Wer das im Westen vorgelebte Modell „America first“ und alles, was damit verbunden ist, wirklich ablehnt, kann dies nur wirksam tun, wenn er eine Alternative anbieten kann. „Erst die anderen, dann man selbst“ ist eine solche Alternative. Leben wir sie vor und bieten wir sie den anderen an.
Euer Ali