Weltweit gedenken Muslime zum 15. Schaban – dieses Jahr am 29.03.2021 – des Geburtstages ihres Imams, der bereits seit über 1000 Jahren in der Verborgenheit lebt, Imam Muhammad, Sohn des Hassan. Der bekannteste seiner zahlreichen Namen ist Al Mahdi.
Die Muslime erwarten seine Rückkehr, welche sie mit der endgültigen Befreiung der gesamten Menschheit von jeglichem Leid und jeglicher Unterdrückung verbinden. In einer der bekanntesten Überlieferung des Propheten hierzu heißt es: „(…) er wird die Erde mit Recht und Gerechtigkeit füllen, so wie sie vorher mit Unterdrückung und Tyrannei gefüllt war.“
Er ist die den Muslimen und allen Menschen versprochene Hoffnung auf eine bessere Zukunft, auf ein Leben in Würde, ohne jegliche Furcht vor Tyrannen, oder auch Angst vor Armut. Sein Erscheinen läutet die Endzeit ein, und soll Beweis dafür sein, dass ein göttlicher Staat auf Erden möglich ist, nicht nur auf eine lokale Region begrenzt, sondern weltweit. Die berühmten 313, welche ihm als erste die Treue schwören, sollen auch seine in alle Welt entsandten Gouverneure sein.
Doch was ist die Essenz seines Wirkens, seines Imamats und seiner Rückkehr nach über 1000, oder auch 5000 oder gar 10.000 Jahren Verborgenheit?
Bis heute gibt es Sklaverei
Wenn man es auf einen Punkt zuspitzen will, dann geht es Alles in Allem um die Befreiung des Menschen als Einzelnen und der Menschheit als Ganzes aus jeglicher Sklaverei und die Hinführung zur göttlichen Freiheit. Wir alle, auch wir hier in dem materiell so wohlhabenden Europa sind Sklaven, sowohl unserer selbst, als auch eines Systems das uns und andere versklavt.
Seit jeher hat eine herrschende Elite ganze Gruppen anderer Menschen unterdrückt und auch versklavt. Das bekannteste Beispiel der frühen Menschheitsgeschichte ist die Versklavung der Israeliten durch die Pharaonen des alten Ägypten. Aus der Neuzeit ist die Versklavung der Schwarzafrikaner durch die neuen Amerikaner eines der bekanntesten Beispiele für Versklavung, welche noch bis ins 20. Jahrhundert andauerte. Die Nachwirkungen dieser schier unfassbaren Barbarei gegenüber Millionen von nach Nordamerika verschifften Schwarzen sind bis heute in den USA zu sehen. Schwarze sind in den USA längst nicht gleichberechtigt, sie sind faktisch Bürger dritter Klasse. Darüber kann auch ein schwarzer Präsident bzw. aktuell eine vermeintlich schwarze Vizepräsidentin nicht hinwegtäuschen.
Die von den Amerikanern betriebene Sklaverei steht bei ihrer ganzen Dramatik nur symbolisch oder auch spiegelbildlich für die Versklavung der gesamten Menschheit durch eine eben solche kapitalistische Elite, wie sie auch in den USA für die Versklavung der Afrikaner verantwortlich war. Auch wir sind Sklaven. Wir werden versklavt vom Markt, von Angebot und Nachfrage, von Staatsschulden, von einem System das „Zeitarbeit“ und „Leiharbeitsfirmen“ schafft, von Konsum, von Angst vor Armut und dem sogenannten sozialen Abstieg. Uns wird vorgegaukelt, dass wir frei und unabhängig seien, aber das ist ein Trugschluss. Niemand von uns kann in dem herrschenden System jemals wirklich frei sein. Wenn wir nicht gerade eine völlig überhöhte Miete für eine viel zu kleine und heruntergekommene Wohnung zahlen müssen, müssen wir einen Kredit für ein Haus abbezahlen, das wir zu einem völlig unangemessen hohen Preis erworben haben, weil der Markt es so regelt, dass ein absolut standardmäßiges Haus in Deutschland, das dazu noch sanierungsbedürftig ist, mittlerweile nicht mehr unter EUR 250.000,- zu bekommen ist. Wenn wir die Stromrechnung bezahlt haben, müssen wir noch die Rechnungen für Internet, Kfz-Haftpflicht und Kita zahlen – ein Fass ohne Boden. Rechnungen zu zahlen ist aber nicht Sinn unserer Erschaffung. Es ist ein Gefängnis, in das uns das kapitalistische System gesteckt hat. Imam Mahdi wird uns aus diesem Kerker und dieser Sklaverei befreien.
Imam Mahdi wird ein völlig neues Wirtschaftssystem aufbauen
Das von ihm aufzubauende Wirtschafts- und Sozialsystem, von dem heute allenfalls wenige Idealisten träumen, wird das gesamte Leben der Menschen so sehr auf den Kopf stellen, dass der wahre Sinn ihrer Schöpfung aus dem Rohdiamanten ihrer bisherigen Existenz zu einem wahren Schmuckstück heraus geschliffen und heller als das Licht der Sonne strahlen wird. Es wird überliefert, dass das Zahlungssystem nicht mehr von schmutzigen und wertlosen Geldscheinen, noch von Nullstellen in einer digitalen Form auf einem virtuellen Bankkonto, sondern von Segensgrüßen auf den Propheten bestimmt sein wird. Man kauft sich morgens Brötchen und zahlt mit einem „Gottes Segen seien auf Muhammad und die Angehörigen seines Hauses“. Man kauft sich ein neues Kleidungsstück und segnet den Propheten. Allenfalls die Anzahl der Segensgrüße dürfte differieren. Das sei unmöglich? Nein, unmöglich ist es, an den Wert eines Scheines oder einer Münze zu glauben, die keinerlei Gegenwert mehr hat, während ein Segensgruß auf den Propheten sowohl Gegenwert im Diesseits als auch im Jenseits hat. Der Segensgruß, mit dem man bezahlt, ist im Übrigen nicht nur eine Bezahlung für den Verkäufer, sondern auch ein Segen für den Käufer, der diesen Gruß aussprechen darf.
Die Befreiung der Menschheit von einem verbrecherischen Wirtschafts-, Finanz- und Sozialsystem, das derzeit nur existiert um die „Reichen“ noch „reicher“ zu machen und die materielle Armut der Armen zu vergrößern, stellt wohl den Hauptbestandteil der Revolution des zwölften Imam dar. Immerhin ist es genau dieses System, das auch zur politischen Versklavung ganzer Länder und Kontinente dient. Mit dessen Fall, fällt auch die politische Vorherrschaft dieser Eliten.
Die individuelle Befreiung aus der geistigen Versklavung
Damit einhergehend oder auch dieser Bewegung antizipiert läuft die Befreiung eines jeden Menschen aus der geistigen Sklaverei. Nur wer sich auch geistig von den Fängen des Kapitalismus befreien kann, wird den Segen der Bewegung des Imam auch verstehen und mit Dankbarkeit erleben können. Wer sich nicht aus der Sklaverei des Materialismus und seiner Begierden befreien kann, wird das neue System weder verstehen noch Dankbarkeit dafür empfinden können. Im Gegenteil, da man sich möglicherweise als Verlierer im materiellen Sinne wähnt, dürfte sogar eine zumindest innere Feindschaft gegen das neue Wirtschafts- und Finanzsystem nicht fern anzunehmen sein.
Die geistige Befreiung ist genau das, was Imam Chamenei von uns in unserer gelebten Praxis verlangt: Keine Sünden begehen, Pflichten erfüllen und vor allem die Moral stärken. Letzteres betrifft innere Werte wie die Festigung von Demut, Dankbarkeit, Lauterkeit, und Gottesehrfurcht. Die Umsetzung erfolgt durch Selbsterziehung, und die Hauptmittel hierfür sind die von Imam Chamenei erstgenannten Aspekte: keine Sünden zu begehen, und seine Pflichten zu erfüllen. Im besten Fall erlebt man eine Aufwärtsspirale, im schlimmsten Fall das genaue Gegenteil.
Es ist an uns, uns selbst zu befreien, um so als einzelner Tropfen mit all unseren Mitmenschen zu einem Meer anzuwachsen, dass den Thron des Kapitals wegschwemmen wird und ein für allemal von der Erdoberfläche tilgen wird. Erst dann werden wir in wahrer Freiheit leben können.