Der Monat Ramadan ist die heiligste Zeit Gottes im Jahr. Das Fasten darin ist eine Gnade für uns, es ist aber letztlich „nur“ ein Aspekt von vielen in diesem Monat.

In vielen Bittgebeten dieses Monats lesen wir „Monat des Fastens, des Aufbegehrens, der Monat, in dem der Quran herabgesandt wurde, und der Monat in dem sich die Nacht des Schicksals befindet.“

Es ist also der Monat des Fastens (Siyam), aber auch der Monat des Aufstehens/Aufbegehrens (Qiyam), es ist der Monat, in dem der Quran auf das Herz des Propheten herabgesandt wurde, es ist der Monat, in dem sich die Nacht des Schicksals befindet (Laylat-ul-Qadr), welche laut Quran „besser ist als 1000 Monate“. In einer der drei Nächte, die als Nächte des Schicksals gelten, sollte viele Jahre später der Fürst der Gottesfürchtigen, Imam Ali ibn Abi Taleb durch das vergiftete Schwert eines Abgeirrten schwer verletzt und in der zweiten dieser Nächte als Märtyrer zu seinem Schöpfer zurückkehren.

In diesem Monat waren die ersten Muslime, trotz ihrer geringen Anzahl zum ersten Mal bereit Medina, und damit den Islam und die Muslime, vor den Intrigen der Mekkaner in der ersten Schlacht der Muslime gegen die feindlichen Ungläubigen, die Schlacht von Badr, zu schützen.

Der Monat Ramadan ist auch der Monat, in dem das Erscheinen des 12. Imams erwartet wird, und so vieles Weitere mehr, über das jemand wie ich völlig unkundig ist – „und wenn ihr die Gaben Gottes (allesamt) aufzählen wolltet, ihr vermöget es nicht.“

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Das Fasten ist insbesondere deshalb eine Gnade, weil wir dadurch die Möglichkeit erhalten die unzähligen Segnungen dieses Monats besser zu erkennen und zu erleben. Diese vielen Segnungen zeigen, dass dieser Monat und diese Zeit nicht nur für Muslime segensreich ist, sondern auch für alle anderen Menschen, denn z.B. wird in der Nacht des Schicksals nicht nur das von Muslimen bestimmt, sondern das Schicksal aller Menschen für das kommende Jahr.

Und auch das erwartete Erscheinen des Erlösers wird ein Segen für die gesamte Weltbevölkerung sein, nicht nur für Schiiten oder andere Muslime. In diesem Zusammenhang spielt der Aspekt des „Qiyam“ eine essentielle Rolle. „Qiyam“ meint längst nicht nur das Aufstehen und wach bleiben zu empfohlenen (Ritual-)Gebeten und Quranrezitationen. Imam Mahdi wird mit einem seiner stärksten Namen auch als der „Qaem“ (der Aufstehende/der Aufbegehrende) bezeichnet, aber nicht wegen seiner nächtlichen Gebete, sondern wegen seiner daraus resultierenden Auflehnung gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Das ist die Essenz des „Qiyam“: das aus der Nähe zu Gott resultierende Auflehnen gegen Unterdrückung und der stetige Einsatz für Gerechtigkeit und für die Unterdrückten.

Dieser Einsatz beginnt mit dem Fasten und dem inneren Kampf zwischen Gut und Böse bei einem selbst, darf aber nicht dort stehen bleiben, sondern muss von jedem einzelnen in die Gesellschaft und die Welt getragen werden. Eine der bekanntesten und wichtigsten Möglichkeiten hierzu bietet die alljährliche Teilnahme am internationalen Quds-Tag. Imam Chomeini hat diesen Tag mit Bedacht und Weisheit vor dem Hintergrund des unermesslichen Segens eines solchen Einsatzes in diesem Monat für den letzten Freitag des Monats Ramadan ausgerufen. Jedes Jahr sollen sich die Muslime am Ende des Monats Ramadan, wenn sie sich durch das Fasten so sehr innerlich gereinigt haben, dass sie das „Qiyam“ nach Außen tragen können, versammeln und die Speerspitze der Menschheit für den Einsatz gegen Tyrannei bilden, welche sich in zentraler Form in der Unterdrückung des palästinensischen Volkes und der Besetzung heiliger Stätten ausdrückt.

Der Monat Ramadan trägt einen der Namen Gottes, wie könnte es da auch anders sein, als dass dieser Monat nicht eine Gnade für alle Menschen ist? Gott ist der Gnädige zu allen Menschen (Al Rahman) und der Begnadende für diejenigen, die sich ihm mit Liebe ergeben (Al Rahim).

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